REBENTISCH "Weltschmerz" (Dark Wave Pop)
(Rebentisch/Gruftie-Ton)

Sven Rebentisch sorgt seit einiger Zeit mit sehr emotionalen Veröffentlichungen für eine Renaissance des Undergrounds. Nach zwei Alben unter dem Namen Damion in the Casket (zusammen mit Marco Carstens), zwei Solo Scheiben und einer Maxi in Zusammenarbeit mit Schorsch, hat er nun ein Label gefunden und in Puncto blitzsaubere Produktion erreicht er nun auch den Standard, den die Musik und die Texte verdienen. Eine theatralische Piano Ballade liefert diesmal die Eingangspforte in meist bedrückende Seelenzustande. Die elektronische Musik ist verspielter arrangiert, wirkt moderner und sorgt durch geschickte Rhythmik, wie in "Keine Zukunft!", auch mal für Tanzbarkeit. Hinzu kommt elektronische Detailliebe wie beim instrumentellen Ende des Stückes. Wie immer läuft diese bittersüße Harmonie in der Melodie konträr zum gesungenen Wort. "Dein Biss" ist von seiner Klangstruktur etwas schlichter aufgebaut. Die Melodie schleicht soundtrackartig und wird von leichtfingerigen Keys harmonisiert. Der Gesang hat einen leichten Trauerflor in der Stimme und ist beseelt vom endzeitromantischen Hall. Bei aller getragenen Atmosphäre hat Sven auch ein wenig die Liebe zum 80er Wave Pop wiederentdeckt und interpretiert diese neu. "Durch dich" beherbergt dann auch mal schräge Intonationen, der Hauch einer Saite verstreut Lichtpunkte. Höhepunkt ist sicherlich das vom "Defizits" Album stammende "Vaterliebe". Auch wenn mir die ältere Version besser gefällt, sieht man, welche Arbeit dahintersteckt, ein Korsett mit einem melodischen Kleid zu schmücken. Sakrale Durchdringlichkeit liefert das instrumentale "Fernweh". Das Stück "Single" befasst sich mit dem unfreiwilligen Alleinsein. Fast sanftmütig unterstützt die Musik mit minimalistischen Finessen das Wort, welches hier im Mittelteil auch mal gesprochen wird. Ein Song, den man durchaus als typisch für Sven bezeichnen kann. Er geht weg vom typischen Songaufbau Strophe und Refrain hin zum vertonten Gedicht. Die Gedichte oder Geschichten sind von einer klaren Sprache beherrscht und verzichten weitestgehend auf pathetische Attitüden. Dramatisches Donnergrollen leitet "Kindertotenlied" (ein vertontes Gedicht von Friedrich Rückert) ein. Die NDW-like interpretierte Melodie überrascht durch ihre Monotonie, welche sich in getragener Weise eingängig gibt. Balladesker Trübsinn beherbergt "Verstoßen". Der Weltschmerz gefangen in einer Melodie.
Auch wenn Sven musikalisch an Qualität gewonnen hat, sind es doch die Texte, welches dieses Album bestimmen. Und hier geht es nicht um das Gebrabbel Spät- oder Frühpubertierender Teenager, sondern um Gedanken oder Erfahrungen, die gerne in versiegelte Briefe gesteckt und ohne Absender abgeschickt würden. Weitere Infos unter www.rebentisch.de (andreas)


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