LAKEHURST "close your eyes" (Melodic Hard Rock) (Eigenproduktion) Bereits im Jahre 1990 wurde die hessische Band von Keyboarder Bernd Reichert gegründet. Für die Dienste hinterm Mikro sicherte man sich die Stimme von Nicole Braun (vormals "Gambler"). Der Name begründet sich daher, dass man auf dem ersten Album den Absturz der Hindenburg 1937 thematisieren wollte. Dieses wurde verworfen und nach diversen Line Up Wechseln dauerte es bis ins Jahr 2000, ehe das Debüt "Miracles" veröffentlicht wurde, zwei Jahre später folgte eine EP und nun liegt das neueste Werk der melodischen Hardrocker in meinem CD Player. Zu hören gibt es druckvolle, saitenlastige Kompositionen, wunderschöne Melodiebögen und eine erfrischende Rock-Röhre. Wenn man sich den verspielten, atmosphärisch dichten Opener zu Gemüte führt, könnte man auch Vergleiche zum Goth Metal ziehen. Hauptgrund könnten hier natürlich auch die pianoesken Keys sein. Aber auch Nicole befolgt mit ihrem Timbre diesem Weg, der sich ein wenig verträumt ebnet. Beim folgenden "sorrow" befinden wir uns im Pop Rock der 80er. Die Stimme schleicht lieblich dem stürmischen Refrain entgegen, bei dem die Gitarren auch ein wenig Heavyness verbreiten. Diese Melange aus Heftigkeit und vertrackter Melancholie zieht sich durch den gesamten Song, der plötzlich mit einer elektronischen Jethro Tull Komponente aufwartet. Bei "The Game" scheinen die Saiten im Riffing des Vorgängers steckengeblieben zu sein, während Nicole ihr Timbre weich in die Strophe integriert um in der Hookline dann leicht rau zu explodieren. In den ruhigen Momenten gefallen mir die Saiten wesentlich besser, weil variantenreicher, während in den schnelleren Parts doch eher das Schlagzeug zur bestimmenden Figur emporsteigt. Die Soli zeugen von reichlich Virtuosität, sind mir aber des Öfteren ein wenig sehr an alte Santana angelehnt. "Forget it" könnte in den 80ern auf einem Alice Cooper Album seinen Platz finden, hätte er Doro mal hinters Mikro gelassen. Herzerweichend das balladeske "For you", die Musik, unterschwellig hart, liefert einen gefühlvollen Untergrund, darauf tanzt die Stimme ihrer Zartheit entgegen. Ganz dezent ertönt im ebenfalls balladesken "not enough" zu Beginn ein wenig Folkrock, leider verfällt er zusehends in typische Progrock Gefilde. "Angel" harmonisiert sich in Pop Gefilde, der Refrain hat perfekte Ohrwurmqualität. Manchmal hat man den Eindruck, dass die Band fast erschrickt vor ihrer Eingängigkeit, vor ihren betörenden Melodielinien. Wahrscheinlich zu Recht, bestimmte Rezensenten haben diese poppige Vehemenz schon kritisiert. Auch wenn dieses Werk ein einfach zu konsumierendes Album ist, sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass Bands, die Opulenz und Schrägheit übertreiben, nicht den besseren Weg gepachtet haben. Bleibt zum Schluß nur noch zu erwähnen, dass "open your eyes" sich produktionstechnisch und von der Aufmachung (mehrseitiges Booklet und Bonus DVD) her hinter niemanden verstecken muß. Musikalisch und gesanglich schon gar nicht. Info: www.lakehurst.de (andreas) |