V.A. "Unheilige Allianzen. Black Metal zwischen Satanismus, Heidentum und Neonazismus" (Buch)
(UNRAST-Verlag)

Nachdem der UNRAST-Verlag bereits im Jahr 2002 eine Studie mit dem Titel "Ästhetische Mobilmachung" zum Phänomen rechtsextremistischer Aktivitäten in der schwarzen Musikszene veröffentlicht hat, legt dieser Verlag nun eine neue Untersuchung zu dieser Problematik vor. Während die Gothic-Szene bei der ersten Handreichung in ihrer Gesamtheit ins Visier genommen wird, wendet man sich jetzt einem relativ kleinen Bereich dieser Szene zu, indem die Black-Metal-Szene eine kritische Betrachtung erfährt. Wie bereits beim ersten Werk muß man auch hier feststellen, daß ein seriöser wissenschaftlicher Umgang mit der Gothic- bzw. Black-Metal-Szene stattfindet. Die beiden Autoren, Christian Dornbusch & Hans-Peter Killguss, lassen sich also nicht zu einer "Hexenjagd" im Stil der Aussage "Alle Black-Metal-Hörer sind Nazis" hinreißen. Vielmehr wird nach meiner Einschätzung abermals ordentlich recherchiert und differenziert argumentiert. So dokumentiert man zum Beispiel auch, daß sich die Gründerväter des Black Metal, Venom, von jeglicher Art verbrecherischer Umtriebe im Stil des Rechtsextremismus überzeugend distanziert haben.

Zu Recht wird aber ebenfalls auf die wirren bis menschenverachtenden Standpunkte und Aktionen diverser Black-Metal-Musiker hingewiesen, die oftmals eine rechtsextremistische Gesinnung zum Ausdruck bringen. Dabei richtet man den Blick grundsätzlich auf satanistische, heidnische und neonazistische Erscheinungsformen, um Rechtsextremismus diagnostizieren zu können. Im einzelnen verstehen die Autoren unter Rechtsextremismus (die Autoren bevorzugen den Begriff "extreme Rechte") nationalistisches, rassistisches, antisemitisches, autoritäres, antidemokratisches, antiegalitäres und den Nationalsozialismus bzw. Faschismus verherrlichendes bzw. relativierendes Denken. Mit längeren theoretischen Reflexionen zum Rechtsextremismusbegriff hält man sich jedoch nicht auf.

So kommen die Autoren recht zügig zur Sache und beleuchten schon bald die skandinavische Black-Metal-Szene zur Zeit der späten 80er und frühen 90er Jahre. Selbstverständlich wird auf die Morde und Kirchenbrandstiftungen hingewiesen, die mit den Bands Mayhem und Burzum untrennbar verbunden sind. Beim Blick auf Deutschland schildert man natürlich den Mord an Sandro Beyer durch die Band Absurd. Schließlich wird dargelegt, wie diese kriminelle Gruppe gegründet wurde, die sich im Lauf der Jahre zur Sperrspitze des rechtsextremistischen Black Metal in Deutschland entwickelte.

Die beiden Autoren beschränken sich in ihrer Berichterstattung aber keineswegs auf allseits bekannte Bands bzw. Begebenheiten. Vielmehr präsentiert man auch ein nahezu unerschöpfliches Arsenal rechtsextremistischer Aussagen von Bands, von denen vermutlich der durchschnittlich informierte Metal-Fan bisher noch gar kein Lebenszeichen vernommen hat. Dank der beiden Autoren kann man sich nun also schon vorausschauend informieren und auf die Bedrohung rechtsextremistischer Bands reagieren, indem man für sich selbst zum Beispiel entscheidet, CDs solcher "Künstler" grundsätzlich zu meiden. Wer sich schnell über einzelne Akteure des Black Metal informieren will, dem bietet das immerhin 352 Seiten umfangreiche Werk den Vorteil, mit einem Personen-, Band-, Sach- und Organisationsregister aufzuwarten. Schließlich scheint es mir erwähnenswert zu sein, daß die beiden Autoren offensichtlich selbst Metal-Fans sind. Denn tatsächlich dürfte es wohl die Ideallösung sein, wenn es die Metal-Szene aus eigener Kraft schafft, rechtsextremistischen Kräften in ihren Reihen das Wasser abzugraben. Wen das Thema interessiert, der kann auf den Seiten des Unrast-Verlages ein kurzes Interview lesen, das einer der beiden Autoren Ende Februar der "taz" gegeben hat. www.unrast-verlag.de (stefan)


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