FACES OF SARAH, THE "lament" (Goth Rock)
(Malicious Damage Records/England)

Der seit 1998 aktive Vierer ist innerhalb kürzester Zeit zu einem Geheimtipp in Deutschland avanciert. Dabei half natürlich auch die Zusammenarbeit mit Candia (Inkubus Sukkubus) auf ihrer EP "Misery turns". Wenn ich mir die Live Bilder der diesjährigen Konzerte in GB anschaue, dann dürften sie auf der britischen Insel ungefähr den gleichen Stellenwert genießen, als wenn hierzulande Reptyle die ostdeutsche Grenze überschreiten. Wenn man sich das Album einige Male zu Gehör gebracht hat, kann man nur davon überzeugt sein, dass sich dieses sowohl Insel- wie Festlandtechnich ändert.

Gespielt wird sehr intensiver Goth Rock mit einer latenten Beziehung zum dunklen Prog Rock finnischer Prägung. Der Sänger versteht es, mit seiner hellgefärbten Rauheit Gefühle zu erzeugen. Die Gitarren sind etwas klarer als auf dem Debüt und die Keys bleiben hintergrundig aktiv. Der Opener "all that you used to be" brennt sich druckvoll in die Gehörgänge, das Ganze ist mit einem ausladenden Refrain ausgestattet, der Gesang schwebt über der harmonischen Melodielinie. Im folgenden "another breakdown" bleiben die Gitarren straight, die Musik wird im Kontext aber etwas bombastischer und im Mark verirrt sich eine poppige Linie. "Fallen" ist mit seiner melancholisch, ruhig fliessenden Ausstrahlung der perfekte Herbstsong. Ein dezenter Trauerflor schleicht sich durch die harten Riffs und die Stimme lässt die Verzweiflung gefühlvoll wandern. "If i could i would but i can't" hat ein wenig den Charme früher Mission Produktionen, wird aber von den Saiten wesentlich heftiger in Szene gesetzt. Eingestreute samtweiche Ruhepole sorgen für betörende Momentaufnahmen. Auf dem ersten Ohr sind die Tracks sehr unaufdringlich, in ihrer Grundausrichtung aber sehr erhaben und voller temporärer Richtungswechsel. Atmosphärisch sehr dicht kommt das ruhige "you should have told me" daher, welches zu Beginn ein wenig an Cure's "Faith" erinnert. Die dargebotene Elegie hat etwas finnische Prägung. Gerade in diesen tiefmelancholischen Stücken beweist die Band ihre Stärke, weil sie trotz aller latenter Hingabe gänzlich ohne kitschige Passagen daherkommt. Selbst im mit reichlich progressiven Passagen durchzogenen Schlussakt, gelingt es dem Quartett noch eine gefühlvolle persönliche Note zu integrieren.

Insgesamt ein Werk, welches auch aufgrund des fehlenden oder sehr dezent eingesetzten Keys auf die Ursprünge der dunklen Rock Musik setzt und einen Sänger besitzt, der sich galant in die Riege derer einreiht, die nicht auf Teufel komm raus einen Eldritch kopieren wollen. Hinzu kommt eine glasklare Produktion, eine durchdachte Titelanordnung und einfach ein Album, welches jeden Fan düsterer Rockmusik ansprechen sollte, obwohl eher das Publikum jenseits der Dreißig dieses Werk am ehesten richtig einordnen kann. Info: www.facesofsarah.com (andreas)


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