FLOODLAND "nameless" (Wave Rock) |
(Eigenproduktion) Die Österreicher kredenzen uns ihr drittes Werk. Irre ich mich oder hatte ich bei der letzten CD irgendwelche Labelverbindlichkeiten entdeckt? Diese sind verschwunden und auch ansonsten glänzt das Album für's Auge sehr minimalistisch. Aber Augen sind für Musik ebenso wichtig wie Ellenbogen beim Streicheln, daher gleich in die akustische Finesse einsteigen. FLOODLAND entfernen sich weiter von den Sisters, neuerdings sind Cure und/oder Bands wie Dreadful Shadows ihr bevorzugtes Gebiet und besonders hier dürfte das aktuelle Album seine Fans finden. Den Songs wohnt eine Ruhe bei, welche sich samt der Melancholie hingibt. Balladesk-verträumte Soundstrukturen umschmeicheln einen Gesang, der des öfteren tagträumerisch seine Stimmbänder in den Kelch der verqualmten Bars integriert. Das Gesamtbild ist sehr ruhig gehalten, die Musik staffiert perfekt die charakterliche Leichtigkeit der Düsternis. Besonders gelungen der Opener "Nous Train", in dem Tieftöner Christian mit traurig tiefer Stimme eine galant instrumentierte Traurigkeit den Gehörgängen zuführt. Dagegen fast fröhlich und voll poppiger Galanz sterbend, das verspielte "Moron". Der unterschwellig vorhuschende Brit Pop wird im getragenen "We are bored" sogleich negiert. Die Stimme wird mit zigarettengeschwängerter Rauheit transportiert. Ruhig in den Strophen, ausufernd im Refrain. Die Musik wird monumentaler (im Mark schmutziger), ohne mit Bombast die Atmosphäre die Szenerie zu untergraben. Erinnert hier teilweise an Reptyle. FLOODLAND ist weit davon entfernt, plakativ die nicht mehr vorhandene Dark Wave Szene aufleben zu lassen. Eher geht das Quartett in eine Richtung, welche nostalgisch angehaucht, eine ganz eigene Schiene des melancholisch durchdringenden Songs beherrscht. Trotz schwermütiger Eleganz in Songs wie "Oblivian" beherrscht man die Führung einer Melodie. Teilweise ist es wie ein perfekt gemachtes Bett, in dem man sich gerne zum Kuscheln nächtigt. Hatte ich oben Cure erwähnt? Dann dürfte "Time" als perfekte Verschmelzung aus "Pornography" und "Faith" herhalten mit ein wenig "Kiss" und "Desintegration". Der Titelsong "Nameless" ist dezent dargeboten, Christian lässt sich hinter'm Mikro Zeit zum ausufernden Luftholen. Hier besitzt das Werk erneut eine Schwere, dessen melancholischer Stachel tief in die Gehörmuscheln dringt. Christian besitzt diesen leidende Gen in seinen Stimmbändern und nicht nur hier weiß er es perfekt zu benutzen. Ein sehr leise dahingleitendes Werk voller wundervoller Momentaufnahmen. Im Mark bedrückend, bei näherer Betrachtung jedoch fast lieblich erotisierend. Dazwischen immer wieder schräge Momente, welche sich perfekt einer Hookline ergeben, letztere hat in "For You" gar etwas von frühen Pulp. Geschickt balanciert die Band zwischen Dark und Wave Pop. Zum Ende hin lässt man sich auch mal zu Experimenten hinreissen. Fazit: Es gab kaum ein Werk, welches ich in der letzten Zeit öfters meinen Ohren zugemutet habe. Jetzt hab ich Melodien im Kopf und meine Ohren sind endlich und gottseidank entsozialisiert. Ganz nebenbei lehnen sie sich schwarzdrunken kuschelnd an meinen Schädel. www.floodland.org (andreas) |