LONG WALK HOME "Youism" (Indie Rock/Pop)
(Danse Macabre/Al!ve Distribution)

Tja, da gibt es einen Musikmarkt, der Stücke und Alben hervorgebracht hat, die man vermutlich nicht mehr zählen kann. Demzufolge müsste eigentlich ja jede musikalische Nische, mag sie auch noch so klein sein, ausgefüllt sein. Glaubt man. Dass dem nicht so ist, zeigen LONG WALK HOME mit ihrer Debütscheibe "Youism".

Für die vier Musiker aus Melbourne/Australien hielt die Musiklandschaft gerade noch eine Lücke als Mix aus Indierock, Avantgarde und poppigen Tönen der späten 80er Jahre frei. Bei einer Rezension fällt es mir zumeist schwer, auf das beigefügte Pressematerial zurückzugreifen, da man schließlich die eigene Meinung wiedergeben möchte - dies auch mit eigenen Worten. Gleichwohl ist den Zeilen, dass es sich bei der Musik um "eine Kollision von laut und leise, eine von hart und sanft, eine Kollision von männlich und weiblich und eine von introvertiert und extrovertiert" handelt, wahrlich nichts hinzuzufügen und eigene Worte könnten es nicht besser beschreiben. Nachdem man bereits 2006 dieses Album in der Heimat veröffentlicht hat, wurde man immerhin Support von APOPTYGMA BERZERK. Mehr aber auch nicht. Hier schien das Ende der heimischen Leiter erreicht, sodass man den Sprung nach Europa, respektive Deutschland, wagte. Sicherlich gewagt, dennoch aber wohl nicht riskant. Denn das Quartett wird seinen Weg machen. Vielfältige Themen wie die eigene Identität, Liebe, Trauer, Verlust und Gewalt werden musikalisch rein und getragen vollzogen. Einer der Favoriten, "Open to end", besticht beispielsweise durch Gitarren und Geigen. Begleitet durch eine einmalige Stimme von Charles Canh, die noch eine Nuance eines kindlichen Gesangs in sich birgt und wohl treffend als androgyn bezeichnet werden kann. Wahrlich rockig geht es beispielsweise bei "Agent Orange" zu. Hier zeigt sich dann auch das vielschichtige Repertoire der Band, ohne aber eine melancholisch-düstere Grundstimmung nicht aufzugeben. Jedoch gilt die Musik keineswegs als schwermütig. Die melancholisch-düstere Grundstimmung lädt vielmehr zum eigenen Gedankenlauf ein. Dieser muss sich dem Hörer jedoch erst erschließen.

"Youism" ist schwere Kost. Dessen muss man sich bewusst sein. Der Hörer muss sich Zeit nehmen, diesen unverwechselbaren Tönen zu lauschen und sich von Ihnen komplett einnehmen lassen. Wem das gelingt, der wird viel Freude an dieser Musik haben, die keine ist, die man nach einigem Hören leid geworden ist. Vielmehr besteht die positive Gefahr, dass sich dieses silberne, runde Etwas im CD-Regal auf Dauer auf einer Position befindet, die man vielleicht nicht so häufig wie andere, dafür aber über Jahre hinweg immer wieder hört. www.myspace.com/bandlongwalkhome (ludger)


Startseite