FELSENREICH "Unschuld" (Elektro/Dark Rock) |
(Danse Macabre) Der dritte Longplayer, sieht man von zwei weiteren Weihnachts-CD´s ab, von FELSENREICH liegt vor mir. Wer "Unschuld" hört, wird sich (erneut) fragen, aus welchem Grund der Band nicht längst der Stellenwert in der Öffentlichkeit beigemessen wird, den sie verdient hat. Denm mit dieser CD müssen sich die Musiker mal wieder hinter niemandem verstecken. Der Stamm mit Sänger Mathias Sohn und Sängerin Romy Unger sowie Gitarrist Renato Wesely wurde durch Kay Dommaschk an der Gitarre und Markus will am Schlagzeug ergänzt. Und die gesamte CD beinhaltet alles, was man unter gutem Gothrock versteht. In ganz besonderem Maße hervorzuheben sind die tragenden musikalischen Sequenzen, die zumeist schwer und düster, dennoch immer harmonisch zu Schwingen werden, auf denen sich der Hörer treiben lassen kann. Begleitet von der männlichen Gesangsstimme, die teilweise ein wenig an ASP erinnert und an den vordergründigen Gesang von Romy Unger, der sich in seiner weichen Härte nahtlos in die Musik einfügt. "Breathe again", einem idealen Opener, beschreibt den Sucher, der in seinem Spiegel des Lebens auf zahlreiche Enttäuschungen zurückblickt und erkennt, dass aus der Ferne einiges anders aussieht, als aus der Nähe. Im wahren Rausch der Musik folgt "The Seeker". Es beschreibt den Abstieg von den Bergen. Auch wenn es Asche regnet, zeichnet sich vor den Augen ein blühendes Bild. Nur noch das lodernde Feuer bleibt, um nicht enden wollende Qual, die man im Spiegel sieht, auszumerzen, wie es in "Januar" heißt, dem meines Erachtens abwechslungsreichsten und besten Stück. Wie der Titel "Maniac Minds" schon sagt, sind die Gedanken wirr und schmerzen und wollen dennoch nicht vergehen. Auch dieses Stück wird begleitet von einem weiten musikalischen Bogen der keine Wünsche offen lässt. Dann hebt sich der Schleier. In "For this time" zeigt sich, dass man offen sein kann für Neues, sofern man Altes loslässt und sich von stigmatisierten Ansichten löst. "Lost" erzählt die verlorene Liebe. Wie so häufig im Leben wurden lange die Augen vor dem bevorstehenden, unausweichlichen, aber nicht wahrhaben wollenden Ende der Beziehung verschlossen. Dennoch macht man Mut: Aufstehen und weiter gehen. Im dichten Neben der Welt wird "Veronia" gesucht, die es da draußen irgendwo geben muss. Die Hoffnung trägt durch das Lied, wie die Töne den Gesang. Ein ganz kleiner Makel folgt mit "Ende Mensch" und "Faking". Erstes beschreibt die Zerstörung des Lebensraumes der angeblichen Krone der Schöpfung durch den Menschen selbst, der trotz aller Warnungen weiter macht wie bisher und dennoch an allem und jenem unschuldig zu sein glaubt. Letztes handelt von der Oberflächlichkeit der Gesellschaft. Ein Kampf entbrennt zwischen den Verlockungen und dem Retter der Seele. Der Kampf endet offen. Diese beiden Stücke können musikalisch an die herausragenden ersten acht Stücke nicht ganz heranreichen und fallen etwas ab. Dies tut dem Gesamtwerk aber letztlich keinen Abbruch. Diese Scheibe ist etwas ganz besonderes. Aufgrund der etwas schwächeren zwei Stücke verfehlt sie den Anspruch der perfekten CD hauchdünn. Dennoch ist sie absolut empfehlenswert. www.felsenreich.de (ludger) |