FOLKSTROTT "Im Angesicht der Barberei" (Folk Rock/Metal) |
(John Silver Production/Soulfood) Knapp zwei Jahre nach ihrem Debüt "Todeskunst" beweisen die Jungs, wie man Violine und Geige druckvoll zu einer Einheit formen kann. Die Songs kommen sehr energisch in ihren Chorus, der dann betörend und tanzbar daherkommt. Tief im Mark versteckt sich eine punkige Seele, welche mal musikalisch, mal textlich an die Oberfläche dringt. Die auf alt getrimmten Texte haben durchaus einen realitätsnahen Bezug. "Paradies" erinnert ein wenig an die Hosen und bei "der Tod ist in der Stadt" lässt sich ein gewisses Schmunzeln des Rezensenten nicht verleugnen. Neben einer brachial herausgeforderten Atmosphäre kann man auch mal mit ruhigen Tönen den Hörer in seinen Bann ziehen. So agiert "Kein Weg zurück" eher im gedämpften Tempo. Hatte ich die punkige Seite nicht angesprochen? Bei "Im Angesicht der Barberei" könnte diese sowohl positiv, wie auch negativ aufgegriffen werden. "Im Berge" ist zwar von der Violine her wild, in seiner gerüsteten Darbietung aber fast verträumt inspirieret. Eine gewisse Schräge, welche sonst das rau-melancholische Organ bestimmt wird hier sehr gefühlvoll dargeboten. Die Band agiert mutig und scheut sich auch nicht leicht kitschige Versatzstücke aus dem Singer/Songwriter Aquarium an die Oberfläche zu spülen. Das Gesamtkonstrukt erklingt durchdacht, die Violine meist als bestimmendes Instrument perfekt integriert, die Saiten halten sich in passenden Momenten zurück. Nur hätte man bei "Lebenswege" auf die englische Sprache verzichten sollen, das erinnert zu sehr an modernen Britpop, weil man mit Macht versucht, eine Melodie zu erhalten. Besser wird das Ganze mit "Ohne Zweifel" (übrigens auch teilweise in Englisch), weil die Struktur des Songs wesentlich bildlicher daherkommt. Und selbst der etwas hilflose Versuch, ein Gedicht/ Text von Annette von Droste Hülshoff zu vertonen, ist gelungen, auch wenn hier andere schon besser waren (Leichenwetter). Insgesamt gibt es nur Kleinigkeiten auszusetzen von einer Band, welche sich vom Namen her und der Aufmachung her ein gar komisches Image verschafft. www.myspace.com/folkstrott (andreas) |