OVERKILL "Ironbound" (Thrash Metal)
(Nuclear Blast)

Nach vielen neuen Bands, die bei NUCLEAR BLAST für Furore sorgen sollen, hat man sich auch noch ein Urgestein in den Stall gestellt, der allen Möchtegern-Modern-Thrash-Unwissenden ganz gehörig in den Arsch treten wird. OVERKILL.

Nuclear Blast vesendet keine Promos und hat vor einigen Jahren als erste Plattenfirma die kleinen Webzines in die Wüste geschickt und nicht mehr mit Promos versorgt, daher kann ich das Review erst jetzt schreiben, da mir das Album in seiner ganzen Pracht vorliegt. Ob Nuclear Blast das verdient haben, weiß ich nicht, aber OVERKILL auf jeden Fall. Aber wir wollen ja auch nicht nachtragend sein.

Die Band aus New Jersey beweist mit ihrem 16. Longplayer (Livealben und EPs nicht mitgerechnet), dass sie lieber Ärsche tritt, als auf der Stelle. Klassischer Thrash Metal, fein gemischt mit klassischem Heavy Metal, einer Menge Groove und einem des geilsten Line-Ups der OVERKILL-Historie.

Die fette Produktion ist der Hammer (produziert von der Band selber und gemixt von Peter Tägtgren) und der fliegende Totenschädel hat niemals besser ausgesehen, als auf diesem Artwork (vom Jahrhundertalbum "The Years of Decay" mal abgesehen). Die Rahmenbedingungen stimmen also und OVERKILL sind sicherlich eine der wenigen Bands, die man aufgrund des großen Ganzen immer wiedererkennen wird.

Aber was macht die Musik? Auch hier bewegen sich die Thrasher, die mich seit ca. 20 Jahren musikalisch begleiten, in gewohnten Gefilden: Bobby "Blitz" Ellsworth singt wie ein junger Gott und nutzt die Möglichkeiten seiner Stimme immer besser aus, geht auch mal tief runter, verzichtet aber zum Glück niemals auf seinen hohen Schreie.

Von Vorteil ist es auch, wenn der Bassist die Co-Geschäftsführer ist, denn dadurch bekommen wir wieder eine ordentliche Portion von dem D.D. Verni-Basssound, der wieder ordentlich knattert. Unterbewertet ist definitiv Dave Linsk. Zusammen mit seinem Kompagnon Derek Tailer haut er die Riffs raus, dass es nur so in den Boxen wackelt und seine Soli sind einfach grandios.

"Ironbound" dürften die meisten Metaller bereits von diversen Samplern kennen, aber da es sich nur um einen Edit handelte, hat man das Beste verpasst: das Solo von Dave Linsk. Für OVERKILL-Verhältnisse sehr ungewohnt, melodisch und vor allem gefühlvoll spielt er sich endgültig in die erste Liga. Der Song bietet alles, was man sich von OVERKILL wünscht: geile Riffs, Power, Melodie, Blitzs Schreie und viel Abwechslung. Genau wie der geniale Opener "The Green and Black", der schnell losshreddert, dann aber in diesem unnachahmlichen OVERKILL-Mosh mündet, den nur OVERKILL spielen können, ohne nach klassischen Breakdowns zu klingen.

"Bring me the Night" klingt nach 80er Jahre Heavy Metal auf Thrash, das schnelle "Killing for a Living", die groovigen "The Head and Heart", "Give a little", "Endless War" oder das erklärte Ziel der Band "The Goal is your Soul" oder "The SRC" sind schlichtweg Hammertracks, die niemals eindimensional klingen, denn bei jedem Hördurchgang entdecke ich andere Feinheiten und Kniffe, in die ich mich neu verlieben kann. Die Dichte an spannenden Songs ist so hoch, wie selten zuvor und das macht "Ironbound" zu einem besten Alben der Bandgeschichte.

OVERKILL haben die Frischzellenkur der EXODUS-Tournee erfolgreich ins Studio gerettet und liefern eines der agilsten Thrash-Alben ab, die man von den "großen, alten" Bands in der letzten Zeit hören durfte. Seht zu, dass ihr die Band auf der laufenden Tour abpasst, denn live gibt es nichts Besseres.
Webseite: www.wreckingcrew.com (chris)


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