OBSKURIA "Burning Sea of Green" (Psychedelic)
(World in Sound)

Das erste OBSKURIA-Scheibchen traf mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel und auch Jahre später (Kinder, wie die Zeit verfliegt) lege ich dieses Kleinod immer wieder gerne auf. Dann kam die Kunde eines neuen Albums und irgendwie war ich unentschlossen: will ich es hören? Eigentlich könnte es nur eine Enttäuschung werden. Aber vielleicht auch nicht. Also habe ich nach Erhalt des wunderbaren Digipaks die CD todesmutig eingeworfen und es ging los!

Waren auf der ersten Scheibe die grandiosen Coverversionen von DAYGLOW ABORTIONS, METALLICA, THE MISFITS und THE BEATLES der Türöffner für die Band in meine Welt, gibt es auf "Burning Sea of Green" lediglich einen Coversong zu hören, der es allerdings wieder in sich hat: "Black Magic" von SLAYER! HAMMER! Von CDs voll mit Coversongs kann man halten, was man will, aber eines Tages wünsche ich mir eine Doppel-CD von OBSKURIA mit Coversongs, denn niemand versteht es so gut, den Songs neue Facetten zu verleihen und in einem neuen Sound neu zu erfinden wie OBSKURIA.

Nun gut, eine Coverversion... und der Rest? Auf dem Erstling regierten musikalische Trips, die sicher nicht für jedermann gedacht sind und fließende Improvisationen darstellen, aber auf dem Zweitwerk hat man es geschafft, dass man aus den instrumentalen Jamsessions, die ohne moderne Studiotechnik durchgeführt wurden, hervorragende Songs filtriert werden konnten, die nicht unnötig lang, aber dafür umso fesselnder sind. Dadurch werden auch die nichtvorhandenen Covers kompensiert, denn die Eigenkompositionen sind einfach erste Sahne! Personell hat sich einiges getan, was vielleicht auch den leichten Richtungswechsel erklären könnte, aber mit Tom Brehm (g), Carlos Vidal (b), Matthias Schäuble (v) und Enrique de Vinatea (d) sind im Rumpf die Wiederholungstäter aktiv.

"Under the Gallows" baut eine unglaubliche Spannung auf, der Opener "A-Bun-Dance" kommt zähflüssig schleppend aus den Boxen, "Somewhere" ist sehr düster und bluesig und stünde auch einer JANIS JOPLIN gut zu Gesicht, "Why?!" begeistert mit der großartigen Orgel, die Drums treiben "Memories of Mysteria" unbarmherzig nach vorne und auch der Longtracker "Burning Sea of Green" fließt und trägt dich mit, ohne eine Sekunde lang behäbig oder zu lang zu wirken.
Über allem schwebt aber die großartige Gitarrenarbeit von Tom Brehm, der u.a. in einer DOORS-Tribut-Band aktiv ist, was die Qualität der anderen Musiker aber in keiner Weise schmälern darf! Ohne die variablen Drums, die unglaublichen Bassläufe oder die grandiose Orgel / das Keyboard, verbunden mit den beiden Sängerinnen / Sängern wäre das alles Nichts.

Als wir es beim Grillen laufen ließen, fragte Kathi, ob es eine "alte" CD ist oder was Neues! Ich kann mir schwerlich ein größeres Kompliment vorstellen, denn Zeitlosigkeit muss man als Künstler erst mal erschaffen können!

Einsteigern würde ich das zweite Album zuerst empfehlen, denn es bündelt die psychedelischen Stärken der außergewöhnlichen Band mit großartigen eigenen Songs, die wir eigentlich gar nicht verdient haben. Und sollte ich demnächst zum Bundespräsidenten ernannt werden, würde ich OBSKURIA bitten, eine neue Nationalhymne zu komponieren. Checkt unbedingt www.obskuria.com. Ach ja: bitte kauft die Scheibe und hört sie euch mit einem guten Kopfhörer an! Ich habe dabei regelmäßig eine Gänsehaut! (chris)


Startseite