ORCHESTRAL MANOEUVRES IN THE DARK (OMD) "History Of Modern" (Synthie Pop) |
(Blue Noise / Rough Trade) Nach einer halben Ewigkeit meldet sich mit OMD eine der ganz großen Synthie-Pop-Bands der 80er Jahre zurück. Von 1980 bis 1986 schuf die Gruppe sieben Studioalben, die alle veritable Verkaufsschlager waren. Für die ersten vier Scheiben war es typisch, dass dort zweierlei geboten wurde: zum einen leicht konsumierbare Gassenhauer und zum anderen anspruchsvolle Elektrokost. Bei den folgenden drei Alben verschwand jedoch die avantgardistische bzw. experimentierfreudige Seite, die nicht zuletzt durch düstere und verstörende Klänge überzeugte, fast vollständig aus dem Werk von OMD. Tatsächlich fabrizierte die Band von 1984 bis 1986 fast nur noch seichte Trallala-Musik, die letztlich nicht viel mehr als das Prädikat "ganz nett" verdient. Leider knüpft die Elektro-Legende nun mit der vorliegenden Veröffentlichung vor allem an ihre Neigung zur Trallala-Musik an. So sind dann auch die ersten beiden Stücke der CD nicht weiter der Rede wert, denn sie schaffen einfach nicht den Sprung über die Marke "ganz nett". Einen ersten Höhepunkt bietet die Scheibe allerdings mit dem anschließenden Titelsong "History Of Modern (Part 1)". Der Song ist zwar auch eher leichte Kost, jedoch ragt er eindeutig über die besagte Marke hinaus. Zweifelsfrei wird hier sehr gekonnt eine verführerische "Was-kostet-die Welt"-Stimmung verbreitet, der man sich schwerlich entziehen kann. Im Einzelnen pulsieren die treibenden Beats überaus angenehm, die wohlklingende Stimme des Sängers trällert sehr lässig aus den Boxen und die harmonischen Synthie-Schleifen schwirren und echoten dem Hörer um die Ohren, dass es eine wahre Freude ist. Auch im Mittelteil des Albums wird man vor allem mit "netter" Durchschnittsware konfrontiert. Dort kann mich nur die getragene Nummer "New Holy Ground" wirklich überzeugen. Bei diesem Stück arbeitet OMD zum ersten Mal auf dieser CD mit den sehnsuchtsvollen und feierlichen Synthie-Schüben, wie sie für das Frühwerk der Band typisch sind und die oftmals an weiblichen Chorgesang erinnern. In dem atmosphärisch dichten Song setzt die Gruppe im Refrain auf zart perlende Klavierklänge, was besonders schöne Akzente zaubert. Dass der Song hallende Schrittgeräusche beinhaltet, passt gut ins Bild. Nicht zuletzt weil dadurch ein Teil der Titelaussage trefflich symbolisiert wird. Gegen Ende des Albums überrascht OMD noch mit einer fulminanten Qualitätssteigerung, die man angesichts des bisherigen Hörerlebnisses kaum für möglich gehalten hätte. Die letzten drei Lieder ("Green", "Bondage Of Fate", "The Right Side?") sind wahre Synthie-Pop-Perlen. Mit den beiden erstgenannten Stücken knüpft die Gruppe an die balladeske und atmosphärisch dichte Stimmung von "New Holy Ground" an. Auch die Schlussnummer "The Right Side?" verzaubert mit einer recht verträumten Atmosphäre. Allerdings hat dieser besonders kunstvoll verschachtelte Song etwas mehr Dynamik als die beiden anderen Stücke des Abschlussblocks zu bieten. Beim betörenden Genuss des finalen Tracks merkt man bald, dass bei der Konzeption dieser CD wirklich sehr viel Wert auf die Maxime "Das Beste kommt zum Schluss!" gelegt wurde. Tatsächlich ist der letzte Song die stärkste Nummer der gesamten Scheibe. Und mit über 8 Minuten Spielzeit ist dieser Song erfreulicherweise auch der längste der CD. Letztlich bleibt nach dem Hören der CD ein zwiespältiger Gesamteindruck zurück. So hat man das Gefühl, dass die Band mit diesem Silberling unter ihren Möglichkeiten geblieben ist. Vor allem dürften diejenigen OMD-Hörer von dieser Scheibe enttäuscht sein, die besonders die sperrige und düstere Stoßrichtung des Frühwerks der Band schätzen. Wem hingegen in erster Linie die leicht konsumierbare Seite von OMD gefällt, der wird an dieser CD durchaus seine Freude haben. www.omd.uk.com (stefan) |