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LINIENTREU "Sind Freunde elektrisch" (Glam Rock/New Wave)
(Epic)

Ein wahrlich beachtliches Debüt liefert uns die erst zwei Jahre alte Band Linientreu. Mastermind Lucian Crisoran (Was für ein Name) wurde 72 in Transylvanien (Was für eine Landschaft) geboren und floh mit seinen Eltern 79 von Rumänien nach Deutschland. Hier erhielt er seine ersten musikalischen Einflüsse vom New Wave, und vor allem von der elektronischen Avantgarde wie David Bowie, Bauhaus oder Gary Numan. Und alles Das vereinigte er mit dem Kölner Elektroniker Ralf Merten zu einem vollkommen eigenständigen Sound. Fernab von allen Klischees und Genre Grenzen inszenieren Linientreu ihre Musik und wirken wie ein verschrobener Traum mit surrealistischen Bildern von Salvadore Dali. Als erstes macht man einen Ausflug in die 80er und covert den Gary Newman Klassiker "Are friends electric-sind Freunde elektrisch". Es ist keine Adaption, sondern eine mit zeitgemäßer Textinterpretation überarbeitete Weiterentwicklung. "Kinder der Nacht" ist ein glamouröser Kracher. Im Refrain scheint der junge Bowie zu einem Intermezzo vorbei zu schauen. Die erste Singleauskopplung "Wir leben für immer" ist ein mit tiefen Gefühlen belegter, treibender Elektroniksong, bei dem auch die Gitarren ihren Platz finden. Letztere lassen sich in "Halt mich " zu sägender Melancholie treiben. Wie in allen Songs wird auch dieser, eindeutig vom abwechslungsreichen Gesangs Lucians bestimmt. Mal dunkel, mal sehr hell und hoch beherrscht er sein Metier perfekt. Durch seine ausdrucksstarke Stimme, welche die androgyne Ausstrahlung noch verstärkt, schafft er es in unnachahmlicher weise die gefühlvollen Texte in die Gehörgänge zu transportieren. Wunderschön balladesk erklingt "die Welt in dir schweigt" , ein Song der ursprünglich für einen Sinatra Film gedacht war, aber dafür zu melancholisch klang. Das verspielte Mini-Epos "Star begeistert durch Tempiwechsel und einer traumhaften Melodie. "Haus der Sonne" erscheint als glasklare Elektronik Hymne mit einem Refrain, dem man sich nur schwerlich entziehen kann. Dazu gibt es einen ausgefallenen, etwas verschrobenen Text, der sich mit den Abgründen des Lebens auseinander setzt. Überraschend dagegen die tieftraurige Ballade "Plastikhimmel". Lucian versetzt seine Stimme mit einem rauhen Unterton, welcher den Text noch intensiver rüberbringt. "Sternenkinder" ist ein überirdischer Pop Song, der im Mittelteil mit einem ausserirdischen Chor verfeinert wird. Der perfekte Soundtrack für einen alten Science Fiction Klassiker. Nachdem man den "Liebesschrei" ausgestoßen hat, gibt es mit "die Liebenden" eine musikalische Verarbeitung eines Textes von Inga Humpe. In diesem wunderschön verträumten Song heißt es "die Liebenden sind immer Gewinner", schön wärs! Gewinner ist aber auf jedem Fall derjenige, der sich dieses geniale Stück deutscher Pop-Kultur mit Hang zur Nostalgie zulegt. Das Album sollte zunächst "Sternenkinder" heißen, welches den Charme der CD auch wesentlich besser rüber bringen würde. (andreas)


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