Der Weg ist das Ziel
Vanitas (Dark/Gothic Metal)

Mit ihrem Album "Lichtgestalten" zeigen sich die Österreicher in einem leicht veränderten Soundgewand. Etwas härter, abwechslungsreicher und mit neuen Ideen haben sie ihre Songs gestaltet, was anfänglich doch an der ein oder anderen Stelle etwas gewöhnungsbedürftig ist. Alles in allem lohnt sich aber auch das dritte Album von Vanitas anzuhören und zu kaufen, denn für den aufgeschlossenen Fan von düsterem Metal wird hier viel schöne Musik geboten. www.vanitas.at (eller)


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Ihr ward jetzt mit Darkwell auf Besuch in Deutschland. Wie hat euch die Tour gefallen? Gab's irgendwelche besonderen Vorkommnisse?
Abgesehen davon, dass die Besucherzahlen teilweise ein wenig enttäuschend waren, hat eigentlich alles gepasst. Vor Ort wurde leider sehr wenig Werbung gemacht, sodass viele ­ wie mir immer wieder gesagt wurde ­ nur durch Zufall gesehen haben, dass Darkwell und wir spielen.
Nichtsdestotrotz war es durchaus erfolgreich. Wir waren sehr begeistert davon, dass uns in jeder Stadt zumindest ein paar Leute gekannt haben und es war wirklich sehr nett, einige Fans kennen zulernen und mit ihnen ein wenig zu plaudern. Die Stimmung bei unseren Auftritten war eigentlich immer toll und es war eine richtig nette Club-Atmosphäre vorherrschend. Wir haben sowohl altes, als auch einiges neues Material gespielt und die Reaktionen waren durchaus positiv. Besondere Vorkommnisse gab's schon einige, wie das auf Tour halt so üblich ist. Da sich das meiste im Zusammenhang mit leicht übertriebenen Bierkonsum abgespielt hat, lassen wir das aber besser hier weg ;o).

Und wie wurden die neuen Songs vom Publikum aufgenommen?
Die Lieder sind beim Publikum wirklich gut angekommen. Vor allem da auf der neuen CD teilweise ja doch etwas schneller zur Sache gegangen wird, was sich live meistens sehr gut macht. Wir waren mit der Reaktion auf das neue Material sehr zufrieden, z.B. das Stück "Lebenslauf" hat sich mit seinem imposanten Zwischenteil als "Live-Granate" herausgestellt.

Wo siehst du eure größten Fortschritte im Vergleich zum letzten Album?
Das lässt sich wirklich sehr schwer sagen. Wir haben bei dieser CD wirklich sehr lange gebraucht, bis wir wussten, was wir wollen bzw. wie wir klingen wollen. Wir haben uns soviel Gedanken gemacht, dass einfach nichts weiterging. Zusätzlich kamen die Probleme mit der Suche nach einem neuen Gitarristen, die uns sehr viel Zeit gekostet hat. Dazwischen waren wir wirklich ratlos und völlig demotiviert. Mit den letzten beiden Alben - vor allem mit "Der Schatten einer Existenz" - haben wir irgendwie alles verwirklicht, was wir uns an bombastisch-orchestralen Gothic-Metal vorgestellt haben. Da war für uns das persönliche Limit erreicht, mehr wollten wir nicht.
Irgendwann kam dann der Punkt, wo wir sagten: Egal was war, jetzt schreiben wir einfach mal ein paar Nummern drauf los und schauen was rauskommt. Sehr schnell stellte sich dabei raus, dass die Stücke ein wenig schlichter wurden und auch ohne übertriebene Arragements ganz gut für sich alleine stehen. Natürlich haben wir uns den Platz gelassen für Streicherarragements oder etwa auch Chorpassagen, aber vor allem die Gitarren und mein Gesang sollten ein wenig variabler werden. Der größte Fortschritt zum letzten Album ist demnach meiner Meinung nach die Spontanität der Stücke. Alles wirkt ehrlich und aus dem Bauch heraus, kommt mir zumindest so vor. Auch, dass wir teilweise ein wenig schneller zur Sache gehen, macht das Album abwechslungsreicher. Wir klingen moderner, teilweise härter, aber dennoch immer noch nach Vanitas.

Welche Kernidee steckt hinter den Songs von "Lichtgestalten"? Seht ihr es als Konzeptalbum?
Zum Teil, ja. Viele Texte bzw. Textpassagen beziehen sich immer wieder aufeinander. Textzeilen kommen in Stücken vor und verweisen auf andere. Alles schließt sich dann mit dem als Schlussbetrachtung gedachten "Relatives Freisein". Wir haben auch versucht, im Booklet immer wieder diese Zusammenhänge der einzelnen Stücke hervorzuheben. Grundthemen sind Freiheit, Licht und spielerische Elemente. Diese drei Hauptthemen werden immer wieder verwendet und ziehen sich durch das gesamte Album.

Im Song "lebenslauf" heißt es, "wir führen euch zum Weg" und "wir bringen euch das Licht. In wie weit seid oder wärd ihr gerne diese "Lichtgestalten", die uns dahin führen?
Der Text ist einer der positivsten Texte, den ich je geschrieben habe. Die Grundaussage wird im Refrain gemacht "parallel zum Weg, mit dem gleichen Ziel". Ich meine damit, dass zwar alle Menschen irgendwie ähnliche Ziele haben, aber dass man nicht immer unbedingt mit der Masse schwimmen muss, um dort hinzugelangen. Seit der letzten CD hat sich einiges in meinem Privatleben verändert. Ich hab' meine langjährige Freundin geheiratet, mein Studium abgeschlossen usw. Irgendwie hatte ich aber dennoch nie das Gefühl, so richtig "seriös" zu werden deshalb. Es ist einfach so, dass ich scheinbar irgendwann mal ­ wie im Text beschrieben ­ ein wenig aus der Reihe getanzt bin und dort fühle ich mich immer noch sehr wohl. Der Text kann also positiv interpretiert werden, dass der Weg zum Licht, oder zur Selbstverwirklichung, der ist, den man selbst wählt. DEN Weg gibt es nicht. Dein Weg ist der Weg. Dass wir am Ende des Textes dann davon sprechen, dass wir den richtigen Weg wissen und alle zum Licht führen können, wenn man uns folgt, ist eigentlich demnach ein wenig widersprüchlich. Es ist einfach ein ironisch formulierter "Tipp", das zu tun, was man für richtig hält, auch wenn's nicht alltäglich ist. Wir sind die Lichtgestalten, die alle sein können. Wir bringen euch das Licht, das jeder selbst finden kann.

Wo siehst du "endlosscheifen" in deinem Leben, wie im ersten Song beschrieben?
Der Text bezieht sich auf etwas, was ich mal in einem Buch von Paul Watzlawick gelesen habe. Ich hab eine ziemliche Schwäche für dessen Theorien und Ansätze. Darin schreibt er über das Phänomen, dass Menschen, die Grenzerfahrungen mit dem Tod haben, oft erzählen, ihr Leben wäre noch einmal wie ein Film vor ihnen abgelaufen. Zwangsläufig muss in diesem Film dann irgendwann auch die Szene kommen, in der man stirbt und dort beginnt der Film ja dann wieder, sodass man in einer Endlosschleife gefangen ist. Das ewige Leben als qualvolle Dauerwiederholung seines Lebens sozusagen.

Ihr habt jetzt 3 offizielle Alben fertig. Wie geht's weiter mit Vanitas? Habt ihr Pläne?
Kurzfristig wollen wir das aktuelle Album mal ordentlich promoten und auf die Kritiken warten. Bisher haben wir erst ein paar Kritiken bekommen, die sehr unterschiedlich waren. Einige konnten nichts damit anfangen, dass wir ein wenig anders klingen, als bisher. Andere sahen genau das als großen Fortschritt und als Befreiung aus den bisherigen Ketten.
Langfristig wollen wir einfach unsere Bekanntheit steigern. Wir wollen unbedingt nochmals eine Tour in Deutschland spielen, idealerweise in größerem Rahmen. Auch ein paar große deutsche Festivals im nächsten Sommer wären toll. Außerdem wäre eine Tour in Südamerika bzw. auch Mexiko ganz was Feines. Dazu bräuchten wir halt mal eine ordentliche Konzertagentur, womit wir wieder bei den kurzfristigen Zielen werden.