PINK TURNS BLUE "Re-union" (Melancholic Wave Rock)
(Orden Productions)

Man machte sich Ende der 80er so seine Gedanken über die Halbwertszeit von düsterer Musik. Es gab aber Bands, da war man sich sicher, die sind zeitlos, die könnten mein ganzes Leben begleiten. Eine dieser Bands sind (Gottseidank braucht man hier nicht mehr in der Vergangenheitsform zu schreiben) Pink turns blue. Wenn man die aktuelle Best Of in den Player schmeißt, ist man sofort wieder gefesselt von der Atmosphäre und vor allem von der Intensität der Musik und vom Gesang. Derartige Musik hat es in den letzten 10 Jahren nicht mehr gegeben, wenn überhaupt ein Vergleich möglich wäre, dürften einzig und allein Cure ("Faith", "Pornography") oder Joy Division dafür herangezogen werden.

Die 13 Songs befassen sich mit der Zeit von '87-92 und ergeben ein in sich geschlossenes Werk, obwohl mit "Pressurized" ein Song von der "Sonic Dust" darauf ist, welcher die Band etwas anders repräsentiert. Die Dunkelheit und auch die Wut im ausdrucksstarken Gesang waren ein wenig verloren gegangen. Dieser Song gliedert sich mit seiner balladesken Romantik aber perfekt in das Gesamtgefüge ein. Aus diesem sollte man zwar keinen Song hervorheben, wer mich kennt und wer irgendwann mal mit mir über Musik philosophiert hat, wird wissen, dass es für mich DEN Lieblingssong (auch unabhängig von PTB) gibt und das ist und bleibt "If two worlds kiss". Düstere in Moll gepackte Saiten, monoton schleichende Drums und der ein wenig traurig wirkende, dennoch hingebungsvolle Gesang. Ganz anders geartet ist der wohl bekannteste Song von PTB, "Michelle", der bis heute zum Repertoire der DJs gehört. Ein clubtauglicher Dark Pop Song, zu einer Zeit entstanden, als dieses Genre noch gar nicht kreiert war. Wer schreibt heute noch Songs wie das fast 8 minütige "Your master is calling"? Ein langgezogenes Intro entführt den Hörer, auf dieser Reihe wird er nach und nach immer tiefer in eine Intensität gezogen. Der Spannungsbogen wird mit ganz geringen Stilmitteln gesteigert, bis er in sich selbst implodiert. Mic lebt diesen Song, er führt ihn ganz behutsam zum Finale Furioso. Auch "i coldly stare out" besticht durch die Einfachheit der Soundstrukturen, fast minimalistisch wirkt die dunkle Schwermut, die Musik akzentuiert das Wesentliche. "Walking on both sides" erhöht etwas die Geschwindigkeit, wirkt von der Melodie her gar ein wenig poppig und ergibt sich in einen eindringlichen Refrain. "Suicide Day" lässt die Gitarren ein wenig härter wirken, konträr dazu läuft die sphärische Melodie. Überraschend hier die schrägen, alptraumhaft wirkenden Backings. Etwas sakral gehalten ist das betörende "Moon". Die Drums als bestimmender Rhythmusgeber, die Gitarren sehr verspielt und mit abgedrehter Harmonie behaftet, lenken die Aufmerksamkeit perfekt auf den Gesang, der hier eine fast epische Erzählform aufweist. Das immer energischer intonierte "she's dead" lässt keinen Hoffnungsschimmer mehr gelten. Der Song endet in einer Krach Sequenz aus Gesang und Musik. Von Intensität war schon die Rede, hier hat sie ihren Gipfelpunkt erreicht. Romantisch und etwas verspielter kommt "Seven Years" daher. Und so könnte ich fortfahren. Eine klasse Zusammenstellung, einzig das Knistern einer Vinyl Scheibe werde ich in Zukunft vermissen. Um es mit ein paar Worten zu sagen: "Ganz große Musik". PTB werden dieses Album auf einem exklusiven Gig im Bochumer Zwischenfall (15.05) präsentieren. Wer sie beim WGT gesehen hat weiß, was man geboten bekommt, richtig, ganz große Live Musik. Da auch das Album auf 5000 Exemplare begrenzt ist, lohnt sich ein Besuch auf der neu gestalteten Homepage www.pinkturnsblue.de . Dort gibt es Karten und die CD (andreas)

Songs:
01. Your Master Is Calling
02. I Coldly Stare Out
03. Walking On Both Sides
04. Michelle
05. S. Day
06. Moon
07. Seven Years
08. If Two Worlds Kiss
09. Catholic Sunday
10. Missing You
11. Pressurized
12. The First
13. Touch The Skies