CATASTROPHE BALLET "...all beauty dies" (Dark Rock)
(Spirit Production/Indigo)

Wenn eine Band seit 17 Jahren mehr oder weniger existent ist, ist ein neues Album auch immer eine Reise in die eigene Vergangenheit. Evtl. sagen euch noch Städte (Läden) wie Moers (Exx), Köln (Stollwerk), Gelsenkirchen (Kaue), Altena (Yes) etwas, hier hatte ich das Vergnügen, die Band um Mastermind Eric Burton Live zu erleben und zwar in der Frühphase der Band. Heute klingt die Band natürlich wesentlich reifer, hat eine eigene Identität und Erics Lieblingsband "Killing Joke" ist nicht mehr ganz so zugegen. Ihr Goth Rock ist ein subtiles Gemälde, welches die Tradition nicht außer Acht lässt, die Frische der Anfänge beherbergt und doch sehr modern rüberkommt.

In mehr als eineinhalb Jahrzehnten gab es immer wieder Phasen, in denen sich die Band sehr rar gemacht hat. Da verwundert es auch nicht, dass der Nachfolger von "Modern primitives" fast sechs Jahre auf sich warten ließ. Nicht nur das Bandgefüge hat sich in dieser Zeit geändert, auch musikalisch geht man vom Expressionismus weg und liefert mit dem aktuellen Album gradlinige, erdige Musik, deren Tupfer Düsternis die Rocksongs mit der nötigen Atmosphäre versehen. Die latent eingestreuten Wave Strukturen erinnern dann auch nicht an moderne Eingängigkeit, sondern sind eher die Explosion eines Moleküls, dessen Ursprung in der Schrägheit der frühen 80ern zu finden ist. Hier gibt es dann durchaus Parallelen zum aktuellen Werk von Pink turns blue.

Wie selbstverständlich funktioniert im Gesamtgefüge dann auch ein im Mark recht poppiger Song mit vakanter Elektronik wie "(am I) afraid of losing a Life". Die Gitarrenfetischisten bekommen in Stücken wie "(i Lost) the Key...." genügend Nahrung, die Romantiker werden im Opener "Consequently" Curesk bedient. Die Elektronik ist im Gegensatz zu "Modern primitives" sehr zurückhaltend, die Saiten bilden das Grundgerüst auf dem sich Eric mal verschroben, mal clean, mal harmonisch ausdrücken darf. Wenn es atmosphärisch so richtig dicht zugehen soll, werden die Songs auch des Öfteren von Akustik Gitarren gelenkt. "Descending" ist sehr poppig ausgefallen und ich trau mich fast nicht zu erwähnen, an wen mich der Gesang hier erinnert... nee, muß auch nicht sein. "Failed" besitzt diese dramatische Ausrichtung, wie sie in früheren Zeiten Sisters ("Lights") beherrschten. Obwohl, die Theatralik, die sich im Unterton der Stimme breit macht, könnte dann eher mit Strickliebhabern in Verbindung gebracht werden. Bedrückend, das in Slow Motion beginnende "You stole the Thing....", dessen Energie immer wieder von rituellen Zwischenspielen mit Sprachgesang unterbrochen wird. Perfekt der jeweilige Übergang in ein harmonisches Soundgefüge. Leichte Anleihen an die Lorries werden fühlbar. CB gelingt diese Melange aus leichtgängigen Refrains und verspielter Dunkelheit immer wieder perfekt. Hinzu kommt, dass man Eric den emotionalen Ausbruch zum Ende ebenso abnimmt, wie den geflüsterten Gesang bei "I have been here ....". Evtl. auf dem ersten Ohr einfach strukturiert und doch würden reichlich Bands dafür sterben, mit simpelsten Mitteln einen Song derart faszinierend zu gestalten.

Und, es musste ja sein, sich der Aktualität zu entziehen und die modernen Mechanismen des "Dark Rocks" zu negieren und als Feind der deutschen Sprache in die Geschichte eingehen...., warum sollte das Ballet nicht auch hier tanzen? Mit "Licht in meinen Träumen" gibt es dann auch einen deutschsprachigen Text der Band. Musikalisch sicherlich eines der schwächeren Stücke, insofern will die Band wohl nicht in fremden Gebieten jagen, wenn doch, dann gelingt es beim orientalisch angehauchten Titelsong wesentlich besser.

Fazit: Catastrophe Ballet bleibt im besten Sinne dem Underground treu. Zusammen mit PTB sind sie der letzte deutsche Vertreter, dessen schwarze Kleidung ohne Klischees eine bestimmte Musikrichtung am Leben erhält. Dass hier neben Melancholie, Melodie auch ein wenig Leid dazugehört, davon zeugt das Schlussstück "what do you want?" Info: www.catastropheballet.de (andreas)


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