ROCKHARZ OPEN AIR, 07.+08.07.2006, Osterode-Dorste |
-> Vorbericht lesen -> Interview mit dem Veranstalter lesen Endlich war es wieder soweit: das ROCKHARZ OPEN AIR öffnet zum 13. Mal seine Pforten. Auch wenn das Wetter was gegen die Veranstaltung gehabt zu haben scheint, war es wieder eine fette Metalparty mit vielen geilen Bands und ebenso geilen und zufriedenen Fans. Am Freitag ging ein Unwetter über dem ROCKHARZ OPEN AIR nieder, was die Veranstalter leider zu einer Unterbrechung gezwungen hat. Dadurch entstanden zwar Verschiebungen, die aber weder die Fans noch die Bands beeindruckt haben. Es wurde einfach weitergefeiert und nach kurzer Pause das Festivalgelände mit gelben Regencapes bevölkert. Überhaupt waren die Fans wieder die Geilsten: kein Stress, nur freundschaftliches Zusammensein und Feiern. Geil. Ebenso muss der Organisation eine mächtiges Lob ausgesprochen werden: die Ordner waren echte Kumpels, der Ablauf war trotz der wetterbedingten Beeinträchtigungen vorbildlich und es war immer ein Ansprechpartner vor Ort. Kurzum: das ROCKHARZ verdient wirklich das Prädikat "Von Fans - Für Fans"! www.rockharz.com Als wir am Freitag auf dem Festivalgelände eintreffen, rocken die V8 WANKERS bereits die Hauptbühne. Ihr geiler Heavy Rock'n'Rotz sorgt vor der Bühne schon für gute Stimmung und ist wie für die Bühnen dieser Welt geschaffen. Danach spielen auf der kleinen Bühne CRYPTERIA aus Goslar und machen ein fettes Heavy Metal Fass auf, was live durchaus zu begeistern weiß. Aber lange währt die Freude nicht, denn ein mächtiges Unwetter tobt sich über dem Rock Harz aus und das Konzert muss von den Veranstaltern unterbrochen werden. Die anwesenden Fans flüchten sich erstmal in die Autos oder unter die Stände. Als wir uns wieder aus dem Auto trauen, spielen ONE MAN ARMY & THE UNDEAD QUARTET bereits wieder, allerdings aus organisatorischen Gründen auf der kleinen Bühne. Das schockt die Armee aber gar nicht und sie ziehen tierisch vom Leder und zelebrieren dabei die stärksten Stücke ihrer Scheibe "21st Century Killing Machine". Danach treten mit zweieinhalb Stunden Verspätung DEW-SCENTED auf den Plan und thrashen von der Hauptbühne die Regenwolken zur Seite. Mit einem gelungenen Mix aus älteren und aktuellen Stücken riffen und bangen sie sich mit ihrem geilen, Slayer-mäßigen Thrash Metal in die Herzen der Zuschauer. Da durch die Unterbrechung die Bands alle ein bisschen kürzer treten müssen, ist nach einer gute halben Stunde auch schon wieder Schluss. Die nächste Band heißt LETZTE INSTANZ und kann ebenfalls mit ihrem Mix aus Rock, Metal, Cello und Geige überzeugen und es tummeln sich bereits viele Fans in gelben Regencapes vor der Bühne, um den gelungenen Auftritt entsprechend zu würdigen. Die kleine Bühne wird anschließend von der "No. 1-Motörhead-Tribute-Band" MORE THE HEAD geentert. Mit ihrem kleinen Exkurs durch 100 Jahre Motörhead bringen sie dem Festival den geilsten Rock'n'Roll der Welt näher, und das machen sie extrem gut, denn wer die Augen schließt, könnte denken, auf einem Konzert der Originale zu stehen. Auch die Songauswahl ist exzellent gelungen und die Songs werden souverän runtergeholzt. Respekt! LEAVES' EYES habe ich verpasst, aber ich denke, dass das zu verschmerzen ist. Von ATROCITY habe ich leider auch nur noch den Rest mitbekommen, aber die letzte Viertelstunde war eigentlich ganz gut, wenn man mal von den verkackten Coverversionen der "Werk 80"-Scheibe absieht. Diese Cover waren niemals gut und sie werden es auch nie werden. Dann lieber Songs wie "B.L.U.T." oder "Cold Black Days". Ach ja, als Liv Kristine von LEAVES' EYES zu "Shout" auf die Bühne kommt, sagt der Typ neben mir: "Scheiße, die hat'n Mikro in der Hand. Die will echt nochmal singen." Soviel zu dem Thema. Dann ging auf der kleinen Bühne die Raserei los: PAUL DIANNO, live und in Farbe. Mit seiner Backingband RE-VISION, plus dem Hans-spring-ins-Feld-Gitarristen Andi, hämmern sie die geilsten Tracks der ersten beiden Iron Maiden-Alben, gemischt mit Songs wie "Children of Madness", "Marshall Lockjaw", "The Beast Arises" etc. ins Volk. Verständlicher Weise geht die Post bei "Running Free", "Phantom of the Opera" oder "Sanctuary" richtig ab und es bildet sich ein fieser Moshpit und der Rest der zahlreich Anwesenden singt (fast) jede Zeile mit. Die Band ist absolut tight und kann durch virtuoses Spiel begeistern. Paul himself ist in verdammt guter Verfassung und lässt den Zuschauern mit seinem Gesang das Blut in den Adern gefrieren. Ein absolut gelungener Auftritt und wer Paule schon zum alten Eisen zählt, sollte nochmal darüber nachdenken. Auftritt des Tages! Ein Interview mit Paul bekommt ihr hier, und ein Interview mit RE-VISION gibt es hier! SUBWAY TO SALLY betreten als Headliner des Freitags die Bühne und präsentieren ihre Songs mit viel Spielfreude und Enthusiasmus. Auch wenn SUBWAY TO SALLY nicht ganz meine Richtung sind, ist die Menge jedenfalls begeistert und tritt danach glücklich den Weg in die nassen Zelte an. Der Samstag beginnt für uns mit CRUCIFIED BARBARA. Vier bildhübsche Schwedinnen, die ihren männlichen Kollegen zeigen, wo der Frosch die Locken hat. Rock'n'Metal in Reinkultur und heftigst auf die Zwölf. Dass die Mädels nicht nur gut aussehen, sondern auch rocken wie Sau, haben sie jedenfalls erfolgreich bewiesen. Auch Petrus steht auf die Band und schiebt endlich die Regenwolken beiseite. Die Sonne kommt und es bleibt für den Rest des Tages trocken. Operation gelungen! Als nächstes kommen VADER. Die legitimen Slayer-Nachfolger bolzen ihren Death Metal in die Meute und es kreisen Köpfe, die Pommesgabel wird gereckt und gemosht, was der Körper noch hergibt. Selten habe ich eine Band gesehen, die dermaßen tight die anspruchsvollsten Parts runterreißt, ohne dabei abzukacken. VADER sind und bleiben eine Macht auf dem Livesektor. Da Stilvielfalt großgeschrieben wird, betreten VICTORY danach die Bühne. Und was soll ich sagen? Hammer! Hardrock vom Feinsten, hervorragend gespielt und der neue Sänger Jioti beweist, dass er der geborene Frontmann ist. Geil! Was dann kommt, ist eigentlich unbeschreiblich. KNORKATOR betreten die Bühne und die Hölle bricht los. Die Band wandelt traumhaft sicher auf dem schmalen Grad zwischen Genie und Wahnsinn. Da ich die Band noch nie live gesehen hatte, war ich sehr gespannt, wurde aber keineswegs enttäuscht. Die Songs sind geil und die Ansagen zwischen den Songs noch geiler (Zitat: "Wenn ich bis vier gezählt habe, müsst ihr alle weiter leise sein."). Oder auf Kommando müssen alle mucksmäuschenstill sein und winken... ein Bild für die Götter! Hammersongs wie "Böse", "Wir werden." oder "Ich will nur fickn" runden die Performance der Köpenicker intellektuell stimulierend ab. Danach wird es ernst und emotional. JON OLIVA'S PAIN betreten die Bühne. JON singt wie ein junger Gott und die Band lässt die Originalbesetzung von SAVATAGE zu keiner Sekunde vermissen. Im Gegenteil, wie Matt LaPorte seine Gitarre singen lässt, lässt mir auch heute noch einen Schauer über den Rücken laufen. Neben den Tracks "The Dark" und "People say - gimme some Hell" von Debüt-Scheibe "'Tage Mahal" wird auch der Track "Time to die" der neuen EP "Straight-Jacket Memoirs" gespielt. Die neuen Songs fügen sich nahtlos in den Set ein, der hauptsächlich aus SAVATAGE-Songs besteht, wie z.B. "Sirens", das noch nie von JON gesungene "The Hounds", "Gutter Ballet", "Hall of the Mountain King" und der Knaller des Abends "Believe". Der Song bedeutet mir persönlich sehr viel und als er tatsächlich gespielt wurde, habe ich dermaßen Rotz und Wasser geheult, dass mich wildfremde Männer und meine Süße trösten mussten. Tja, dass ich euch das anvertaue, hätte ich zwar nicht gedacht, aber das war der emotionalste Moment, den ich jemals auf einem Konzert erlebt habe. Sogar beim Schreiben dieser Zeilen bekomme ich eine Gänsehaut. Der Gig war jedenfalls verdammt stark und es gab keinen, der danach nicht glücklich war. JON OLIVA ist schon verdammt gottähnlich. Als ob das noch nicht genug wäre, durfte ich ein Interview mit ihm machen. Das Interview mit JON OLIVA findet ihr hier. Dann kam die zweite Klamaukband des Abends: J.B.O.! Ich stehe der Band zwiespältig gegenüber: musikalisch sind sie großartig und machen aus Fremdkompositionen geile Metalsongs (ganz anders als ATROCITY am Vorabend, die kein Talent zum Covern haben). Textlich sind sie mir aber größtenteils zu debil und zu flach. Nichtsdestotrotz macht die fränkische Boygroup mächtig Stimmung, der auch ich mich nicht entziehen kann. Und als sie um 21.50h den Sieg der deutschen Mannschaft über Portugal bekannt geben, ist alles im Lot. Songs wie z.B. "Ein Fest", "Ein guter Tag zum Sterben", "Bolle", "Verteidiger des Blödsinns" oder "Arschloch und Spaß dabei" setzen beim Publikum nochmal sämtliche Reserven frei und ich habe keinen gesehen, der danach nicht gegrinst hat. Um Lars Knackstedt (Pressebetreuer) zu zitieren: "Wo gehen wir jetzt hin? GAMMA RAY!!! Yeah, da gehen wir hin! Und es hat sich gelohnt! GAMMA RAY betreten mit einer dreiviertel Stunde Verspätung die Bühne und leider haben sich die Reihen schon merklich gelichtet. Aber das lässt die Band völlig unbeeindruckt und sie bieten eine Metal-Show der Extraklasse. Sie zocken Songs aus sämtlichen Epochen ihres Schaffens, wie z.B. "Somewhere out in Space", Blood Religion", "The Silence", "Dream Healer", "Heavy Metal Universe" oder auch "I want out" und den sympathischen Kai Hansen, der nie um ein Lächeln verlegen ist und die verbliebenen Zuschauer immer wieder pusht, in Aktion zu erleben, ist ein wahrer Genuss. Überhaupt merkt man der Band an, dass sie schon lange zusammen ist, denn eine so eingespielte Band sieht man nicht alle Tage. Wer diese Show gesehen hat, kann sich sicher sein, eine der besten Livebands Deutschlands gesehen zu haben. Hammergeil und ein würdiger Abschluss des 13. ROCK HARZ OPEN AIRS, welches für die Fans nicht hätte besser organisiert werden können. Ich möchte mich auch noch mal speziell bei LARS, KAI, MELLI und dem Cabdriver from Hell JAN herzlich für die Unterstützung bedanken! Wir sehen uns in einem Jahr! (chris) |